Auftakt zum Finale

Jan Hirt holt seinen größten Sieg

Mit der heutigen Etappe Nr. 16 begann die entscheidende Woche des Giro d'Italia. Mit den noch geringen Abständen an der Spitze war die Spannung im Rennen noch gewahrt, immerhin liegen noch sieben Fahrer innerhalb von zwei Minuten. Die Etappe nach dem gestrigen Ruhetag hatte es allerdings in sich. Der Zweitplatzierte Jai Hindley sprach im Vorfeld sogar von einer "epischen Etappe". Mit einer Länge von 202 km und drei richtig schweren Anstiegen war tatsächlich ein vielversprechendes Menü angerichtet. Nach dem üblichen anfänglichen Geplänkel um die Zusammensetzung der Führungsgruppe waren es bis zu 23 Mann, die an der Spitze den ersten Berg, den 19 km langen, 6,2% steilen Goletto di Cadino in Angriff nahmen. Mit von der Partie einige Fahrer, die noch Interesse hatten, in der Gesamtwertung aufzuholen wie Alejandro Valverde, Guillaume Martin, Jan Hirt und Julio Chiccone, platziert zwischen den Ränden 10-16, sowie der Leader in der Bergwertung, Koen Bouwman und einige prominente Fahrer, die es auf den Tagessieg abgesehen hatten wie Hugh Carthy, Lennard Kämna, Simon Yates und Wilco Kelderman.
Der erste Anstieg brachte noch wenig Entscheidendes, die Gruppe lag etwa 2 Minuten vor dem Feld. Nach der Abfahrt ging es nach Edolo, wo der Aufstieg zum Motrorolo mit 12,7 km Länge und 7,7 % Steigung wartete. Die Gruppe hatte sich inzwischen geteilt. Vorne lagen nun sieben Mann um Altmeister Valverde, dahinter folgte der Rest der Ausreißer in mehreren kleinen Gruppen. Der Rückstand des Feldes betrug hier etwa fünf Minuten. Im Feld hatte am Mortirolo Astana die Führungsarbeit von Ineos übernommen, scheinbar hatte Vincenzo Nibal noch Pläne für den letzten Anstieg. Der führte über 12,7 km bei satten 8,1 % Steigung zum Valico di Santa Cristina. Vor hier aus ging es noch sechs Kilometer hauptsächlich bergab ins Ziel nach Aprica. Auf der Passhöhe des Mortirolo war das Hauptfeld kaum größer als 15 Mann und Nibali brachte sich in Stellung für die Abfahrt. Und er attackierte, doch Leader Carapaz reagierte schnell und konnte den Abstand in Grenzen halten. Im Tal schloss auch der Rest des "Feldes" wieder auf. Niemand weiß, welcher Schalk den Veranstalter geritten hat, als er die 2. Sprintwertung des Tages an das Ende eines "kleinen Zwischenanstiegs" mit 5,1 km Länge und 8,7% Steigung gesetzt hat. In der Spitzengruppe war es Lennard Kämna, der sich noch vor dem Beginn des letzten Anstiegs absetzte. Das Feld hatte zu diesem Zeitpunkt ca. 3:15 Rückstand.
Hier hatten die Mannen von Bahrain-Merida das Kommando übernommen. Sie sorgten dafür, dass Guillaume Martin, Emanuel Buchmann und Domenico Pozzovio den Anschluss verloren. Vorne robbten sich Jan Hirt und Thymen Arensman Stück für Stück an den führenden Deutschen heran. Währenddessen versuchte Mikel Landa, die Gruppe des Rosa Trikots auseinanderzufahren, Carapaz und Hindley folgten. Kämna wurde überholt und verlor schnell an Boden. Zwei Kilometer vor der Passhöhe war dann Hirt alleine in Führung. Nach einer gefährlichen, teilweise nassen Abfahrt rettete sich der Tscheche mit wenigen Sekunden vor Arensman über die Ziellinie. Jay Hindley sprintete vor Richard Carapaz auf Rang drei, dann kamen die beiden Spanier Valverde und Landa. Siebenter wurde Lennard Kämna vor Almeida, Nibali und Hugh Carthy.
Das Rosa Trikot bleibt auf den schmalen Schultern von Richard Carapaz, doch Jai Hindley liegt nur noch 3 Sekunden zurück. Dritter ist Joao Almeide mit 44 Sekunden Rückstand vor Land, Nibali und Pozzovivo. Jan Hirt rückte mit dem Tagessieg auf den 9. Platz vor.
 

24.05.2022 - Ralph