Olympische Spiele Tokio - Straßenrennen

Carapaz stürmt solo in den Olymp

Gestern Abend wurden die Olympischen Spiele von Kaiser Naruhito eröffnet. Nur wenige Stunden später ging es für Straßenfahrer um die ersten Medaillen. Bei den letzten Bewerben wurde der Titel immer in einem Rundstreckenrennen vergeben, in Japan haben die Organisatoren eine extrem schwere Strecke mit 234 Kilometern und fast 5000 Höhenmetern und geplant. Den Auftakt des Kletterfestivals machte die Doushi Road mit über 1000 Höhenmeter, danach folgte der Kagosaka Pass, es folgten der höchste Punkt am Fuji auf 1445 Metern, der bis zu 20% steile Mikunipass und noch einmal der Kagosaka Pass.
Acht Fahrer gingen bei Temperaturen von über 30 Grad und einer hohen Luftfeuchtigkeit schnell in die Offensive, eine Fünfergruppe mit Orluis Aular, Nic Dlamini, Michael Kukrle, Polychronis Tzortzakis und Juraj Sagan erreichte ungefähr zur Halbzeit den 14,5 Kilometer langen Anstieg zum Fuji mit einem Vorsprung von mehr als 13 Minuten. Im Feld verrichtete hauptsächlich Belgien die Nachführarbeit, der Sieger von Rio de Janeiro Greg Van Avermaet opferte sich für seine Kollegen. Auf 5 Minuten schrumpfte der Vorsprung der Spitzengruppe, im deutlich ausgedünnten Peloton hat unter anderen Alejandro Valverde den Anschluss verloren, eine Olympia-Medaille war ihm auch bei einer fünften (!) Teilnahme nicht vergönnt. Bis zum Mikunipass wurden alle Ausreißer gestellt, in den steilen Rampen des 6800 Meter langen Anstiegs kam es zur vorentscheidenden Selektion. Etwas überraschend konnte auch Belgiens Jungstar Remco Evenepoel dem hohen Tempo nicht mehr folgen, dreizehn Fahrer konnten sich noch Hoffnungen auf den großen Wurf machen. Angriff um Angriff folgte, Richard Carapaz und Brandon McNulty schafften nach dem Kagosakapass eine Lücke von 24 Sekunden. Die Uneinigkeit der wenigen Verfolger spielte den beiden in die Hände. Die letzte Welle, bevor man das Finale auf dem Fuji International Speedway erreichte, nutzte Richard Carapaz zum entscheidenden Schlag. Der Mann aus Ecuador ließ McNulty keine Chance und stürmte solo der Goldmedaille entgegen. Mit dem Giro d'Italia-Sieg 2019 wurde er in seiner Heimat zum Nationalhelden, durch diesen Erfolg wird er zur Legende in den ecuadorianischen Olymp aufsteigen.
Neun Mann kämpften eine Minute später noch um Edelmetall, nur wenige Zentimeter trennten Wout Van Aert und Tadej Pogacar, sie holten Silber und Bronze. Bei den Spielen zählen nur die Medaillen, doch Bauke Mollema, Michael Woods, Brandon McNulty, David Gaudu, Rigoberto Uran, Adam Yates und Maximilian Schachmann zeigten ebenfalls eine starke Leistung.
Von den drei gestarteten Österreichern hielt sich Patrick Konrad am längsten in der Favoritengruppe, er erreichte als 18. mit 3:38 Rückstand das Ziel. Hermann Pernsteiner wurde 30. und Gregor Mühlberger beendete das Rennen auf Rang 70.
 

24.07.2021 - Gerald