Weltmeisterschaft Straße Wollongong

Das Wunder Van Vleuten

Die Weltmeisterschaften im fernen Australien gehen langsam zu Ende, am vorletzten Tag kämpften die Frauen um ihre Medaillen auf der Straße. Den Auftakt machten die Juniorinnen, wo die die Zeitfahrweltmeisterin Zoe Bäckstedt ihrer Favoritenrolle gerecht wurde. Die Britin attackierte schon auf der ersten von vier Runden auf dem Stadtkurs in Wollongong und holte sich mit einem 57-Kilometer-Solo die zweite Goldmedaille. Silber und Bronze gingen an die Französin Eglantine Rayer und an die Niederländerin Nienke Vinke, die sich etwas aus dem kleinen Verfolgerfeld lösen konnten. In dieser Gruppe war auch die einzige Österreicherin Daniela Schmidsberger. Rang Dreizehn zeitgleich mit Rang Fünf ist ein mehr als respektables Ergebnis.
Am Mittwoch war Annemiek Van Vleuten beim Mixed-Staffelbewerb der große Pechvogel, wo sie nach wenigen Metern schwer stürzte. Die erschütternde Diagnose lautete Ellenbogenfraktur. Erst gestern Abend entschied sie sich trotzdem für den Start und jetzt ist sie zum zweiten Mal nach 2019 in Yorkshire Straßenweltmeisterin. Die Niederländerin gewann heuer den Giro, die Tour und die Vuelta, sie ist die mit Abstand beste Kletterin im gesamten Peloton. Doch auf dem Rundkurs in Wollongong merkte man ausgerechnet in den Steigungen ihre offensichtliche Behinderung durch die Verletzung, mehrmals wurde sie am Mount Pleasant abgehängt. Doch die Ausnahmekönnerin gab niemals auf und nutzte elegant die Uneinigkeit der Konkurrentinnen. 1500 Meter vor dem Ziel schloss sie zur Spitzengruppe wieder auf und attackiert sofort. Bevor ihre Gegnerinnen reagieren konnten, war sie schon weg und fuhr solo dem Titel entgegen. Wenige Meter dahinter sicherte sich die Belgierin Lotte Kopecky im Sprint die Silbermedaille vor der Italienerin Silvia Persico. Nur Rang vier gab es für Liane Lippert. Die Deutsche gehörte mit Elisa Longo Borghini, Cecilie Uttrup Ludwig, Ashleigh Moolman und Kaisa Niewiadoma klar zu den Stärksten, doch genau die Uneinigkeit dieses Quintetts erlaubte das Wunder der Annemiek Van Vleuten.
Österreichs einzige Teilnehmerin Carina Schrempf wurde 33.
In der U23-Kategorie gibt es für die Frauen keine eigenes Rennen. Im Rahmen des Hauptbewerbes gingen die Medaillen an Niamh Fisher-Black (NZL), Georgi Pfeifer (GBR) und wie im Einzelzeitfahren an Ricarda Bauernfeind (GER).

24.09.2022 - Gerald