Gall bricht ein

Tadej Pogacar - Der neue Kannibale

Der Tage dauert die Tour de France noch und frei nach dem Motto: " Das Beste kommt zum Schluss" war der 19. Tagesabschnitt eine spektakuläre Alpenetappe. 145 Kilometer lang und mit drei 2000ern ein Hochgebirgskracher. Col de Vars mit 2109 Metern, die höchstgelegene asphaltierte Straße der Alpen Cima de la Bonette mit 2802 Metern und die Bergankunft Isola 2000, wo es ebenfalls in eine Höhe von 2024 Metern ging, das war das Menü des Tages. Relativ schnell bildete sich eine gut 20-köpfige Spitzengruppe in der sich auch so namhafte Kletterer wie Simon Yates, Jai Hindley und Richard Carapaz befanden. Mit Wilco Keldermann und Matteo Jorgenson schickte Visma | Lease a Bike auch zwei Mann in die Etappe, plant man vielleicht einen Angriff auf Tadej Pogacar? Der ewig lange Anstieg zur Cima de la Bonette liechtete die Spitzengruppe stark aus, nur Cristian Rodriguez konnte mit der vorhandenen Kletterprominenz mithalten. Richard Carapaz sichte sich die ersten beiden Bergwertungen der Kategorie HC, er kämpft nach seinem Etappensieg vehement um das Bergtrikot. Mit einem Vorsprung von 3:40 Minuten zur Favoritengruppe ging es in die lange Abfahrt. Leider erlebte Felix Gall in der großen Höhe einen Einbruch, der Österreicher hatte am höchsten Punkt deutlich mehr als 2 Minuten Rückstand, die Top Ten sind wohl endgültig Geschichte. Bis zur 16 Kilometer langen Schlusssteigung stieg der Vorsprung der Ausreißer leicht an, es könnte also reichen. Im kleinen Favoritenfeld sah man das gewohnte Bild. UAE Team Emirates machte die Pace und der Kapitän schaltete 8500 Meter vor dem Gipfel in den Kannibalen-Modus. Ansatzlos ließ er Vingegaard und Evenepoel stehen und verschwand in den Kehren. Erbarmungslos kletterte Tadej Pogacar nach oben, zuerst Richard Carapaz, dann Simon Yates und als letzter Matteo Jorgenson konnten nur kurz das Gelbe Trikot bewundern. Nach seinem vierten Etappensieg sind die letzten Zweifel beseitigt, der Gesamtsieger wird Tadej Pogacar heißen. Es wäre eigentlich gar nicht mehr nötig gewesen, doch offensichtlich ist Eddy Merckx eines seiner großen Vorbilder. Der legendäre Belgier bekam wegen seines unstillbaren Siegeswillens den Beinamen "Kannibale". Hinter den drei verbliebenen Ausreißern Matteo Jorgenson (+0:21), Simon Yates (+0:40) und Richard Carapaz (+1:11) erreichten Remco Evenepoel und Jonas Vingegaard gemeinsam das Etappenziel, weitere 1:42 verlorenen sie auf den Dominator Pogacar. Der Österreicher Felix Gall verlor über 12 Minuten, in der Gesamtwertung fiel er auf den 14. Rang zurück. Obwohl er von TAdej Pogacar noch um den durchaus greifbaren Etappensieg gebracht wurde, gehört Matteo Jorgenson zu den Gewinnern des Tages. Der US-Amerikaner kämpfte sich als neunter wieder zurück in die Top Ten.

19.07.2024 - Gerald