Vingegaard in Gelb - Jumbo-Visma-Plan mit Schönheitsfehler

Tadej Pogacar schlägt zurück

Auf der 6. Etappe stand der zweite schwere Pyrenäen-Abschnitt auf dem Programm. Col d'Aspin und Col du Tourmalet, Namen bei denen jedem Radsportfan das Wasser im Munde zusammenläuft. Die beiden legendären Anstiege mussten vor der Bergankunft in Cauterets-Cambasque auf der 145 Kilometer langen Strecke überwunden werden. Wie im Vorfeld vermutet brachte die leichte Schwäche von Tadej Pogacar gestern Jumbo-Visma um den Titelverteidiger Jonas Vingegaard auf den Plan. Wout Van Aert wurde in der ersten Fluchtgruppe platziert und die Strategie ging fast auf. Mit seinem letzten Helfer Sepp Kuss schaffte es Vingegaard hinauf zum Tourmalet den Träger des Gelben Trikots Jai Hindley und den Rest des Hauptfeldes abzuhängen, auch Pogacar hat kurzfristig Probleme doch kurz nach der Kuppe konnte er wieder zum Dänen aufschließen. Das Duo fuhr zu den letzten verbliebenen Ausreißern nach vorne und dann begann der Auftritt von Wout Van Aert. Der Belgier hielt den Zeitabstand zum Hauptfeld und machte auch in der 15 Kilometer langen Schlusssteigung lange das Tempo. Nachdem er sich komplett verausgabt hatte, übernahm Vingegaard und alles schien immer noch perfekt zu laufen. Pogacar blieb immer am Hinterrad des Dänen. 2700 Meter vor dem Ziel in den steilsten Rampen passierte das nicht für möglich gehaltene. Pogacar attackiert und lässt den Titelverteidiger stehen. Tadej Pogacar sicherte sich den Tagessieg mit 24 Sekunden Vorsprung auf Vingegaard. Der übernahm des Gelbe Trikot, doch 25 Sekunden Vorsprung auf Pogacar sind nach dessen Auftritt kein beruhigendes Polster. Es folgten die ehemaligen Ausreißer Tobias Halland Johannessen, Geburtstagskind Ruben Guerreiro und James Shaw. Mit 2:39 Rückstand folgten Jai Hindley, Carlos Rodriguez, sowie Simon und Adam Yates. Hindley hat das Gelbe Trikot nach nur einem Tag wieder verloren, doch hinter den beiden Giganten ist der nun ganz klar die Nummer drei in der Gesamtwertung. Da Nelson Powless in der Fluchtgruppe viele Bergpunkte sammelte, muss auch Felix Gall sein gestern erobertes Bergtrikot wieder abgeben. Der Österreicher lieferte als Tagesfünfzehnter trotzdem eine starke Leistung, er verbesserte sich im Zwischenklassement um neun Ränge auf den zwanzigsten Platz.
Ein unbelohnter Held der spektakulären Etappe war Emanuel Buchmann. Der Deutsche opferte sich komplett für seinen Kapitän Jai Hindley. Praktisch im Alleingang leistete er im Verfolgerfeld die Führungsarbeit, den dritten Rang für Hindley hat er gerettet, doch mit dieser selbstlosen Leistung fiel er persönlich aus den Top Ten.

06.07.2023 - Gerald