Jumbo-Visma versenkt Pogacar

Vingegaard stürmt am Granon zu Gelb

Col du Telegraphe, Col du Galibier und Col du Granon, nach dem Vorgeplänkel der letzten Tage zeigten sich auf der 11. Etappe der Tour de France die Alpen von ihrer harten Seite. Bereits im Col du Telegraph zündete Jumbo-Visma ein Feuerwerk und versuchte den Führenden Tadej Pogacar in Verlegenheit zu bringen. In die kurze Abfahrt zum Galibier waren nur mehr Pogacar, Jonas Vingegard, Primoz Roglic und Geraint Thomas zusammen. Das Tempo schlief wieder ein und einige Helfer sowie Romain Bardet und Nairo Quintana konnten wieder aufschließen. Erneut machte Jumbo-Visma Tempo und Pogacar wurde wieder isoliert. Der zweifache Tour-Sieger hatte dann offensichtlich genug von den Spielchen und übernahm selbst das Kommando. Nach dem Motto "jetzt ist jeder allein" konnte nur mehr Vingegaard sein Rad halten, während Primoz Roglic einen Einbruch erlebte. Nach dieser Gegenattacke schlief in der Abfahrt vom Galibier das Tempo etwas ein, Geraint Thomas, Romain Bardet, Adam Yates, Nairo Quintana und Vingegaards Helfer Sepp Kuss und Steven Kruijswijk konnten wieder aufschließen. Wout Van Aert ließ sich aus der ehemaligen Fluchtgruppe bis zu Primoz Roglic zurückfallen, gemeinsam mit Groupama FDJ brachte er David Gaudu, Roglic, Alexandr Vlasov und Thomas Pidcock noch einmal zurück zur Gruppe Gelb.
Der Col du Granon ist mit einer Länge von 11300 Metern und einer Durchschnittssteigung von 9,2% ein richtig harter Brocken. Für die ehemaligen Ausreißer gab es in diesem Schlagabtausch nichts zu holen. Nacheinander wurden Simon Geschke, Pierre-Roger Latour und als letzter Warren Barguil überholt. Barguil kann sich mit der Sonderprämie Souvenir Henri Desgrange am höchsten Punkt der Tour trösten, Geschke verteidigte erfolgreich sein Bergtrikot.
Gut zur Halbzeit der Schlusssteigung geschah dann das nicht für möglich gehaltene. Vingegaard attackiert und Pogacar kann nicht folgen. Augenscheinlich hatte die offensive Fahrweise von Jumbo-Visma ihre Wirkung nicht verfehlt. Während Vingegaard vorne unerbittlich seinen Vorsprung Sekunde um Sekunde ausbaut, musste der Slowene entkräftet zusehen wie Romain Bardet, Geraint Thomas, Adam Yates und der bereits abghängte David Gaudu an ihm vorbeizogen. Am Ende wurde er hinter Vingegaard, Nairo Quintana (+59), Romain Bardet (+1:10), Geraint Thomas (+1:38), David Gaudu (+2:04) und Adam Yates (+2:10) mit 2:51 Rückstand siebter. In der Gesamtwertung hat Vingegaard jetzt mehr als zwei Minuten Vorsprung auf Bardet (+2:16), der Titelverteidiger ist mit 2:22 Rückstand dritter vor Geraint Thomas (2:26).
Morgen geht es wieder über den Col du Galibier und am Schluss wartet der "heilige" Anstieg nach Alpe d'Huez. 4600 Höhenmeter werden zeigen, ob Pogacar nur einen schlechten Tag hatte und noch einmal zurückkommen kann. Mit der klar stärksten Mannschaft hat Jumbo-Visma heute eine Meisterleistung vollbracht, Jonas Vingegaard ist jetzt der unbestrittene Kapitän.
Ein Nachtrag noch zum Corona-Geschehen. Luke Durbridge war schon gestern der fünfte positive Fall. Auch Rafal Majka wurde positiv getestet, auf Grund des Reglements darf der Pole weiterfahren, da er als nicht ansteckend getestet worden ist.

13.07.2022 - Gerald