Evenepoel setzt die erste ernste Duftmarke

Vine behält im Nebel den Überblick

Die Spanien-Rundfahrt verabschiedete sich am sechsten Tag vom Baskenland, in Bilbao konnten die Fans ihre Lieblinge bei der Abfahrt bewundern. 181 Kilometer führte die Strecke westwärts, das Ziel lag in der Region Kantabrien. Der Pico Jano wurde erstmals in der Geschichte der Vuelta a Espana ins Programm genommen, der 12,6 Kilometer lange im Schnitt 6,5% steile Anstieg war die erste Bergankunft in dieser Austragung. Nicht nur zwei weitere Bergwertungen, sondern das extrem schlechte Wetter und zum Teil kriminell schlechte Straßenverhältnisse verlangten den Profis alles ab. Lange Zeit organisierte Ineos-Grenadiers das Tempo im Feld. Ab der vorletzten Bergwertung haute sich der Weltmeister Julian Alaphilippe von Quick-Step Alpha Vinyl für seinen Kapitän Remco Evenepoel mächtig ins Zeug und reduzierte den Rückstand auf die letzten Ausreißer auf unter eine Minute. In der langen Schlusssteigung war Jay Vine der erste der sich in die Offensive wagte, schon in den ersten Kehren nahm er sein Glück in die Hände. Der Australier verschwand im immer dichter werdenden Nebel und feierte in einer Höhe von 1131 Metern den ersten Profi-Sieg seiner Karriere. Der Sieg ist umso bemerkenswerter, weil auch die Remco Evenepoel den wesentlich steileren untern Teil zum Angriff nutzte. Der belgische Jungstar zog wie beim Clasica San Sebastian unwiderstehlich davon, nur Enric Mas konnte mit Mühe sein Hinterrad halten. Das Duo erreichte Evenepoel (+15) und Mas (+16) hinter dem Tagessieger das Ziel. Zum Etappensieg hat es für Evenepoel nicht ganz gereicht, doch das Rote Trikot ist nach diesem starken Auftritt ein schönes Trostpflaster. Vierter wurde der junge Spanier Juan Ayuso mit 55 Sekunden Abstand. Der Titelverteidiger Primoz Roglic musste, obwohl der Anstieg gar nicht so schwer war, mit 1:22 auf Evenepoel eine deutliche Niederlage einstecken. Er musste von seinen Teamkollegen isoliert die Arbeit selbst verrichten. In seinem Schlepptau erreichte das "Hauptfeld" mit Pavel Sivakov, Tao Geoghegan Hart, Jai Hindley, Carlos Rodriguez, Simon Yates, Joao Almeida, Gino Mäder, Wilco Kelderman, Thymen Arensman und Ben O'Connor den Zielbogen.
Von den großen Favoriten erwischte Richard Carapaz (+2:59) einen schlechten und Mikel Landa (+6:05) einen ganz schlechten Tag.
Remco Evenepoel hat seine Ambitionen deutlich angezeigt, man sollte das Ergebnis auch wegen des schlechten Wetters nicht überbewerten. Die Rundfahrt dauert noch mehr als zwei Wochen, die erste Runde ging aber deutlich an den jungen Belgier.

25.08.2022 - Gerald