Mont Ventoux - Vingegaard fordert Pogacar heraus

Wout Van Aert vom Sprinter zum Kletterkünstler

Nach dem gestern die Sprinter ihre Bühne hatten, waren bei der 11. Etappe der Tour de France wieder die Bergfahrer gefragt. Der Mont Ventoux ist ein einsamer Berg mitten in der Provence und wurde 1951 zum ersten Mal im Rahmen der Tour befahren. Er gehört zu den "heiligen Bergen" der Tour de France, Dramen wie der Tod des Briten Tom Simpson und unzählige Heldentaten eines Eddy Merckx, Marco Pantani oder Chris Froome sind untrennbar mit seiner Geschichte verbunden. Der Gigant der Provence, wie der mythische Berg ebenfalls genannt wird, musste gleich zweimal überquert werden, zuerst von der "leichten" Seite von Sault und dann über die "klassische" Route von Bedoin.
Gestern waren nur zwei Fahrer in die Gruppe des Tages gegangen, doch die Aussicht auf Ruhm und Ehre motivierte 17 Fahrer zur Flucht. Bereits bei der ersten Passage zum Mont Ventoux halbierte sich die Gruppe. Nach der Abfahrt betrug der Vorsprung gut fünf Minuten zum Hauptfeld, in den ersten steilen Rampen zeigte sich schnell Wout Van Aert als der Stärkste. Gestern noch im Sprint zweiter hinter Mark Cavendish, bewies er erneut seine Vielseitigkeit. Mit einer Minute Vorsprung ging der Belgier über die Kuppe und ließ sich den prestigeträchtigen Sieg nicht mehr nehmen. Dahinter folgte noch das Trek-Segafredo-Duo Kenny Elissonde und Bauke Mollema aus der ehemaligen Fluchtgruppe.
Im Favoritenfeld machte Ineos-Grenadiers den Hauptteil der Arbeit und dezimierte alles auf eine Handvoll von Fahrern. Als nur mehr die Kapitäne übrig blieben, war es nicht Richard Carapaz der Angriff, sondern Jonas Vingegaard. Vom Roglic-Helfer zum Leader mutiert, brachte er erstmal den souveränen Leader Tadej Pogacar in Schwierigkeiten. In der 21 Kilometer langen Abfahrt konnten Pogacar, Rigoberto Uran und Carapaz wieder zu dem jungen Dänen aufschließen, doch der Beweis ist erbracht, auch der Titelverteidiger ist nicht unverwundbar. Hinter dem Quartett folgten 18 Sekunden später noch Alexey Lutsenko und Wilco Kelderman. Alle anderen Fahrer ab Enric Mas verloren mindestens eine Minute und mehr.
Der Australier Ben O'Connor (+5:58) kämpfte tapfer um seinen zweiten Gesamtrang, doch der Mont Ventoux zeigte sich unerbittlich. Der 25-jährige fiel hinter Pogacar, Rigoberto Uran (+5:18), Jonas Vingegaard (+5:32) und Richard Carapaz (+5:33) auf den fünften Rang zurück.

07.07.2021 - Gerald