Daniel Felipe Martinez bricht ein

Bob Jungels Wiedergeburt

Aigle in der Schweiz, Austragungsort der Weltmeisterschaften 2020, war der Ausgangspunkt der 9. Etappe der Tour de France. 193 Kilometer ging es über den Col de Mosses, Col de la Croix und den Pas de Mongis. Dort überquerte man die Grenze zu Frankreich, das Ziel befand sich 10 Kilometer später im Skigebiet Chatel les Portes Soleil. Nach langem Kampf lösten sich zuerst 15 und dann noch 6 weitere Fahrer, darunter der Österreicher Patrick Konrad, Wout Van Aert und zum Leidwesen der Gruppe auch Rigoberto Uran. Der hatte nur dreieinhalb Minuten Rückstand auf das Tadej Pogacar, mehr als kurz das virtuelle Gelbe Trikot gönnte das UAE Emirates Team dem Kolumbianer nicht. Am Col de la Croix attackierten Bob Jungels und Simon Geschke. Die Bergpunkte gingen an Geschke, der sich damit das Bergtrikot sicherte. In der Abfahrt riskierte Bob Jungels alles und distanzierte seine ehemaligen Fluchtkollegen Sekunde um Sekunde. Im Flachstück bis zur letzten Bergwertung spielte er seine Zeitfahrqualitäten aus, zwei Minuten Vorsprung galt es auf den letzten 25 Kilometern zu verwalten. Nach zwei Seuchenjahren erinnerte der Luxemburger an seine besten Zeiten. Mit dem Instinkt eines Lüttich-Bastogne-Lüttich-Siegers teilte er sich die Kräfte perfekt ein und wurde auch nicht nervös als dahinter Thibaut Pinot näher und näher kam. Am Ende feierte er eine triumphale Wiedergeburt im Kreis der Siegfahrer. Sein Teamchef Vincent Lavenu gratulierte mit tränenden Augen, es war dies der erste Tour-Etappensieg für die französische Equipe Ag2r Citroen. Dahinter sicherte sich Jonathan Castroviejo vor Carlos Verona Rang zwei, die beiden hatten auf den letzten Metern noch Thibaut Pinot überholt.
Da im langen Anstieg zum Pas de Mongis Rigoberto Uran bald gestellt wurde, begnügte sich UAE Emirates mit der Kontrolle des Tempos, mit Daniel Felipe Martinez (+16:05) von Ineos-Grenadiers gab es trotzdem ein ganz prominentes Opfer. Auf den letzten Metern ließ Tadej Pogacar noch ein wenig die Muskeln spielen. Der Slowene und sein härtester Konkurrent Jonas Vingegaard holten noch ein paar Sekunden auf die restlichen Gesamtwertungsaspiranten heraus. 
Einen heroischen Kampf lieferte auch ein anderer Ag2r-Fahrer. Ben O'Connor verlor nach einem Sturz gleich zu Beginn den Anschluss. Solo kämpfte der letztjährige Gesamtvierte lange hinter dem Feld, er erreicht mit den Sprintern gemeinsam als 101. das rettende Etappenziel.
Der liebe Corona hat auch wieder zugeschlagen. Guillaume Martin, aktuell 14. der Gesamtwertung, trat die Heimreise an. Am Ruhetag werden alle Fahrer von der Organisation getestet, hoffentlich gibt es kein böses Erwachen.

10.07.2022 - Gerald