Evenepoels Plan geht nicht auf

Pogacar arbeitet an seinem eigenen Denkmal

Das Ziel bereits vor Augen brach das Peloton auf der 20. Etappe in Nizza auf zum letzten 133 Kilometer langen Kletterfinale in den Alpen. Col de Braus, Col de Turini, Col de la Colmiane und die Bergankunft am Col de la Couillole standen im vorletzten Roadbook. Die Gesamtwertung ist praktisch entschieden, das nährte die Hoffnung der Teams die noch nichts Zählbares erreicht haben auf einen Ausreißer-Coup. Am ersten Berg herrschte vollkommene Anarchie, das Peloton verteilte sich über den halben Anstieg. So gehörte Felix Gall zuerst zu einer Spitzengruppe und wenige Kilometer später zu einer abgehängten Gruppe mit der kompletten Ineos-Mannschaft. Zum Glück beruhigte sich dann unter dem Kommando von UAE Emirates alles, eine Dreiergruppe mit Wilco Keldermann, Bruno Amirail und Enric Mas robbte sich langsam davon. Eine wichtige Entscheidung fiel nach der Kuppe. Ein paar kleine Grüppchen kämpften sich noch nach vorne, darunter auch Richard Carapaz. Der Olympiasieger trägt seit gestern das gepunktete Trikot des Bergbesten, am Col du Turini fixierte er den Sieg in dieser Spezialwertung. Sein Vorsprung war ab diesem Zeitpunktgroß genug, dass ihn Tadej Pogacar ihn nicht mehr einholen kann. In der Favoritengruppe übernahm Soudal Quick-Step die Führung, Remco Evenepoel bereitete den Angriff auf den zweitplatzierten Jonas Vingegaard vor. Doch der Plan ging schief. An der 6000-Meter-Marke am Col de la Couillole war mit Mikel Landa sein letzter Helfer verbraucht, der folgende Angriff brachte Vingegaard nicht in Gefahr. Der Däne setzte sofort den Konter und gemeinsam mit Pogacar wurden mit Enric Mas und Richard Carapaz die letzten Ausreißer gestellt. Pogacar hatte vor der Etappe gesagt, dass man heute nicht auf Tagessieg fährt. Doch eine so nette Einladung konnte er nicht ausschlagen. Den ganzen Tag nur hinten dran, ließ er Jonas Vingegaard keine Chance und feierte den fünften Tagessieg bei dieser Tour. Hinter Richard Carapaz wurde Remco Evenepoel vierter. Man kann dem Belgier und seiner Mannschaft keinen Vorwurf machen, man hat alles versucht um Jonas Vingegaard in Schwierigkeiten zu bringen. Morgen kann er noch einmal seine Zeitfahrqualitäten zeigen, doch den Rückstand von fast drei Minuten auf Vingegaard wird er nicht gutmachen können. Die Top Ten im Tagesklassement komplettierten Enric Mas, Joao Almeida, Matteo Jorgenson, Mikel Landa, Adam Yates und Romain Bardet. Felix Gall gehörte zu den vielen Abgehängten, er konnte sich aber an Guillaume Martin auf Rang dreizehn vorbeischieben.
Vor dem morgigen Zeitfahren sind die Positionen relativ klar bezogen. Adam Yates kämpft mit Carlos Rodriguez um den sechsten Rang, nur eine einzige Sekunde trennen die Beiden. Santiago Buitrago hat noch eine kleine Chance auf die Top Ten. Der Kolumbianer muss allerdings Giulio Ciccone 22 Sekunden abnehmen.

20.07.2024 - Gerald