Paris - Roubaix

Colbrelli ringt Vermeersch und Van Der Poel nieder

Seit dem April 2019 mussten die Anachronisten unter den Radsportfans warten bis endlich wieder die Königin der Klassiker auf dem Programm stand. Paris - Roubaix, die "Hölle des Nordens", bat wieder zum Tanz über die gefürchteten Paves. 55 der insgesamt 259 Kilometer gingen über die Kopfsteinpflaster-Passagen, die schwierigsten der insgesamt 30 Abschnitte Wald von Arenberg, Mons-en-Pevele und Carrefour de l'Arbre wurden mit 5 Sternen kategorisiert. Um 11 Uhr nahmen 175 Fahrer bei strömenden Regen das Rennen auf und was dann folgte, kann man nur mit dem Wort Chaos beschreiben. Konnte man gestern bei den Frauen, ob der vielen Stürze noch von (falscherweise) mangelnder Erfahrung sprechen, wurde man heute eines Besseren belehrt. Schon vor den ersten Paves legte es zahlreiche Profis auf den Asphalt, das verschlammte und glitschige Kopfsteinpflaster sorgte später für Sturzorgien die bestenfalls den Anhängern von "Dick und Doof" gefallen konnten.
Vor den letzten 50 Kilometern hatte sich folgende Situation ergeben. Vorne lag Gianni Moscon der zur einst größeren Ausreißergruppe gehörte. 1:45 dahinter folgte eine fünfköpfige Gruppe mit Mathieu Van Der Poel, Sonny Colbrelli, Guillaume Bovin, sowie Florian Vermeersch und Tom Van Asbrock, die beiden Belgier führten einst mit Gianni Moscon die Spitze an. Eine größere Gruppe um den großen Favoriten Wout Van Aert weitere eineinhalb Minuten zurück. Weiter ging es mit "Paris-Roubaix pur". Knapp nach der 30-Kilometer-Mark musste der Italiener Moscon nach einem Defekt sein Arbeitsgerät wechseln. Das offensichtlich nicht perfekt abgestimmte Rad hoppelte sichtlich übers Kopfsteinpflaster, ein Sturz war die Folge und der Vorsprung schrumpfte auf 20 Sekunden. Im Sektor Carrefour de l'Arbre (5 Sterne) wurde Moscon überholt, der Italiener war sicherlich der tragische Held des Tages. Da Bovin und Van Asbroeck nach einem Sturz aus der Spitze fielen, kam nur mehr ein Trio für den Sieg in Frage. Gemeinsam ging es in das Velodrom von Roubaix, im Oval gab es nur für Sonny Colbrelli ein großes Happyend. Der routinierte Italiener ließ Florian Vermeersch und Mathieu Van der Poel keine Chance. Vierter wurde der Pechvogel Gianni Moscon der sich noch vor Yves Lampaert, Christophe Laporte, Wout Van Aert, Tom Van Asbroeck, Guillaume Bovin, Heinrich Haussler und Jonas Rutsch behaupten konnte. Der Österreicher Marco Haller zeigte als sechszehnter eine ansprechende Leistung.
Der letzte Anachronismus des Radsports bot großes Drama und Spektakel. Alle die auf schlammverkrustete Fahrer stehen, die nur aus der Hubschrauberperspektive erkennbar sind, kamen voll auf ihre Kosten, Fans von glänzenden Hightech-Boliden mussten wohl eher weinen😉.

03.10.2021 - Gerald